Kiezmagazin für Lankwitz & Lichterfelde

Straßenlaternen in Lichterfelde Ost und Lankwitz

Artikel aus 01|2017


STRASSENMÖBEL IM KIEZ

Die öffentliche Straßenbeleuchtung in Lankwitz und Lichterfelde entwickelte sich völlig unabhängig voneinander. Durch die bäuerliche Prägung von Lankwitz war man lange damit zufrieden, dass, wenn nicht gerade der Mond schien, es nachts im Dorf dunkel blieb. Ab 1880 entschied man sich immerhin für vier Petroleumlaternen, die an den Fassaden der Bauernhäuser angebracht wurden und die vom Nachtwächter angezündet werden mussten. Diejenigen, die nachts noch unterwegs sein mussten, führten eigene Laternen oder Fackeln mit. Erst als Sonntagsausflügler und Spekulanten aus der nahen Hauptstadt vermehrt ins ruhige Lankwitz kamen, wuchs auch hier der Wunsch nach einer ordentlichen Straßenbeleuchtung.

1897entschied man sich in der Gemeinde mit knapper Mehrheit für die moderne, elektrische Beleuchtung wie es sie bereits in Berlin gab. Der Vertrag mit der Kommanditgesellschaft Tempelhofer Elektrizitätswerke bewirkte, dass ab 1898 repräsentative Orte wie z. B. der Bernkastler Platz, der Rathausplatz und Lankwitz-Kirche zum ersten Mal durch Bogenlampen mit elektrischem Licht beleuchtet wurden. Nach Weiterentwicklungen anderer schmuckvoller Lampenformen (Richtleuchte, Schwertleuchte und Wappenleuchte) waren es die sogenannten Bischofsstableuchten, die nach 1925 flächendeckend in einem Abstand von 30 Metern in Lankwitz errichtet wurden. Die letzten drei originalen Leuchten dieser Bauform sind noch im Garten eines Seniorenheimes von der Belß/Ecke Wedellstraße aus zu entdecken. Weitere Zeugnisse historischer elektrischer Straßenlaternen, sind die sog. Schinkelleuchten (amtlich: Modelleuchten), die am Dorfkern von Alt Lankwitz zu sehen sind und, besonders eindrucksvoll, eine mit 7,90 m Masthöhe originale Bogenlampe, die zur 750 Jahrfeier von Lankwitz, 1989, als technisches Denkmal an der Mühlen/Ecke Schulstraße aufgestellt wurde.

Für Lichterfelde gab es nur die Möglichkeit der Gasbeleuchtung

Ganz anders als in Lankwitz lief die Entwicklung der Straßenbeleuchtung in Lichterfelde. Dadurch, dass Lichterfelde schon im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts durch den Hamburger Bauunternehmer Johann Anton Wilhelm von Carstenn erschlossen wurde, bestand die Option einer elektrischen Straßenbeleuchtung noch nicht. Ein kleines Gaswerk in der Parkstraße (heute Krahmerstraße) wurde 1873 in Betrieb genommen und schon fünf Jahre später ein größeres in der Berliner Straße (Ostpreußendamm). Hauptabnehmer war die Kadettenanstalt, zu deren Versorgung mit Gas sich Carstenn verpflichtet hatte. Als 1891 die Gasanstalt aufgrund der teuren Investitionen in Liquidation ging, die weitere Entwicklung des Berliner Vorortes aber einigen Erfolg versprach, sprang eines der ersten multinationalen Unternehmen ein, das die Industrialisierung hervorgebracht hatte: die Imperial Continental Gas Association. Sie war seit Beginn des 19. Jahrhunderts im damals technologisch führenden Vereinigten Königreich entstanden und breitete sich über die Niederlande, Belgien, Österreich/Ungarn und Preußen aus. In Berlin hatte die Gesellschaft bereits seit 1825 die Konzession, die Straßen der preußischen Hauptstadt zu beleuchten. Das Kürzel ICGA ist, bei genauem Hinsehen, noch an einigen Laternensockeln in Lichterfelde zu entdecken und gibt Auskunft darüber, dass der Laternenmast über 100 Jahre alt ist. Im Anschluss an das Ende des ersten Weltkrieges 1918 ging die ICGA, nunmehr selbst in Liquidation, an die Deutsche Gasgesellschaft und fünf Jahre später an die Berliner Gaswerke AG (GASAG).

Text und Fotos: Jutta Goedicke | Quelle: Wolfgang Friese, Buch: Liebling Lichterfelde


copyright Wolfgang Friese

Skizze Lampenformen


Die zweiarmige Gasreihenleuchte am rückwärtigen Bahnhofsvorplatz in Lichterfelde-Ost ist der Grund dafür, dass dieser Ort in den „Bereich zur Erhaltung der Gasbeleuchtung“ in Berlin aufgenommen wurde. In den übrigen Straßen von Lichterfelde wird der Austausch der Gasbeleuchtung wohl bis 2020 gegen die energiesparende LED-Beleuchtung abgeschlossen sein. Da kann man nur hoffen, dass uns wenigstens die alten gusseisernen Laternenmaste erhalten bleiben, wie es die Senatsverwaltung auf ihrer Website verspricht. Für mehr Informationen: http://www.stadtentwicklung.berlin.de/bauen/beleuchtung/de/gaslicht/ und auf der Seite www.progaslicht.de eine kontroverse Darlegung von Standpunkten pro und contra Gasbeleuchtung sowie eine umfassende Liste der Erhaltungsgebiete.